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Executive Coaching – Chancen und Grenzen

Glück ist kein DIY-Projekt – Gedanken zu Liz Strömquists Das Orakel

Von Nathalie Buschor, Executive Coach & Psychotherapeutin

Coaching, Ratgeberliteratur und Selbstoptimierung sind im Trend. Kaum eine Führungskraft, die nicht schon einmal gehört hat: „Setz dir klare Ziele, glaub an dich, bleib positiv – und alles wird gut.“

Klingt gut. Funktioniert selten. Und von etwas muss die Ratgeberindustrie ja leben. Zurück bleibt bei vielen das Gefühl, nie genug zu sein – und ständig etwas falsch zu machen. Genau diesen Wahnsinn nimmt Liz Strömquist in Das Orakel brillant auseinander: witzig, klug, historisch und wissenschaftlich fundiert.


Von Fortuna zu „Fake it till you make it“

Früher, bei den alten Griechen, war Glück Sache der Göttin Tyche, der römischen Fortuna. Launisch und unberechenbar entschied sie, wer begünstigt war – und wer nicht. Heute dagegen gilt Glück als reine Selbstleistung: eine To-do-Liste, die wir brav abarbeiten sollen. Kein Wunder, dass sich viele gestresst fühlen – und dass immer mehr junge Menschen an diesem Druck zerbrechen.


Glück, Coaching und Realität

Seit über 20 Jahren begleite ich Führungskräfte, High Achievers und Unternehmer:innen. Nach der Lektüre des Buches habe ich kurz über ein Rebranding nachgedacht – mein eigenes „Coaching“ im Firmennamen schien plötzlich zu nah an der Glücksindustrie.

Doch dann wurde mir klar: Mein Ansatz ist anders. Ich liefere keine schnellen Formeln. Stattdessen arbeite ich mit Positiver Psychologie, die sich – im Gegensatz zu Instagram – auf die alten Griechen beruft. Dort bedeutete Glück nicht „immer positiv denken“, sondern die Suche nach einem gelingenden Leben: lernen, mit Zufall, Schicksal und Unwägbarkeiten umzugehen.

Dazu kommt die Analytische Psychologie nach C.G. Jung, die das Leben als Wachstumsprozess versteht – geprägt auch durch Brüche und Widersprüche. Und schließlich der buddhistische Ansatz: Achtsamkeit, Demut und die Kunst, dem Leben zu begegnen statt es zu kontrollieren.


Knochenarbeit statt Quick Fix

Das ist Knochenarbeit. Kein 7-Schritte-Plan, keine schnelle Formel, kein Nahrungsergänzungsmittel. Es bedeutet, gütiger mit sich selbst umzugehen, Unvollkommenheit zu akzeptieren und die eigene Welt trotzdem gern zu haben. Genau hier liegen die Grenzen vieler Selbsthilfe-Ratgeber: Sie pressen Glück in Schablonen – und blenden aus, dass das Leben komplex, widersprüchlich und manchmal schlicht ungerecht ist.

Rilke bringt es für mich besser auf den Punkt als jedes „Believe in yourself“-Poster:

„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.“


Was das für Führungskräfte bedeutet

Für Executives, Unternehmer:innen und High Performer heisst das: Glück, Resilienz und Führungskompetenz entstehen nicht durch „Quick Fixes“, sondern durch echte Auseinandersetzung – mit sich selbst, mit Widersprüchen, mit Veränderungen.

Genau hier setzt mein Executive Coaching an: Klarheit schaffen, Resilienz aufbauen, mutige Entscheidungen treffen – und dabei Raum lassen für Menschlichkeit, Sinn und Humor.

Mein Buch über digitale Führung befasst sich mit dieser Herausforderung, welche im Sillicon Valley bereits erkannt wurde. Gute Führung ohne Persönlichkeitsentwicklung ist eine Illusion und wird gerade in anspruchsvollen Sitationen nicht leisten was es braucht.

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